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Die Fraktur des proximalen Humerus wird in allen Altersgruppen beobachtet, wobei sie im fortgeschrittenen Alter häufiger sind. Sie machen 5% aller Knochenbrüche aus, aber 50% der Frakturen bei über 60 Jährigen. Bei jungen Patienten findet man diese Fraktur bei Unfällen mit großer Krafteinwirkung.

Sie wird nach Stabilität und  Grad der Verschiebung der Bruchstücke eingeteilt:

  • Typ 1 nach Neer: nicht oder gering dislozierte Fraktur mit Verschiebung der Fragmentstücke weniger als 1cm oder einer Angulation von weniger als 45 Grad. Diese stabilen Frakturen werden fast immer konservativ behandelt mit Ruhigstellung durch funktionellen Verband oder Armschlinge.
  • Typ 2 nach Neer: 2-Segmentfraktur, davon 1 Segment disloziert und  die tuberositären Segmente ohne Fragmentverschiebung. Erhöhtes Risiko einer Knochennekrose aufgrund Verletzung der Gefäße. Die Therapie kann konservativ oder operativ erfolgen, abhängig vom Grad der Verschiebung der Bruchstücke.
  • Typ 3 nach Neer: 3-Segmentfraktur, die die Tuberositas betrifft und eine Verschiebung von mehr als 1cm zeigen und eine Angulation über 45 Grad. Sie müssen fast immer operativ behandelt werden, Fixierung mit Platten und Kirschner-Drähten.
  • Typ 4 nach Neer: 4-Segmentfraktur, mit 4 Fragmentstücken oder Frakturen mit Schultergelenksluxation. Sie haben ein hohes Risiko einer Humeruskopfnekrose, so dass falls keine korrekte Rekonstruktionsoperation möglich ist ein künstliches Schultergelenk indiziert ist.

Der Patient kommt meist mit starken Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung des Armes in die Notaufnahme. Begleitend kann ein Hämatom (Bluterguss) im Bereich des hinteren Oberarms  auftreten (Hematoma de Hennequin). Da es wichtig ist, vaskuläre und neurologische Begleitschäden auszuschließen, wird zur Sicherheit bildgebende Diagnostik (Röntgen, CT...) durchgeführt.

Die Therapie hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Art der Fraktur, Knochenqualität und Begleiterkrankungen des Patienten ab.
Die Therapie-Leitlinien der Humerusfraktur besagt, dass, egal ob ein operativer Eingriff mit Einsatz von Platten, Drähten oder Schrauben erfolgt oder eine konservative Therapie, eine frühzeitige Physiotherapie indiziert ist, um das hohe Risiko der Gelenkversteifung zu verhindern. Die Durchführung einer intensiven Rehabilitation mit einem Physiotherapeuten ist wichtig, da die Entwicklung einer Beweglichkeitseinschränkung sehr häufig ist. Die Konsolidierung der Knochen braucht 6-8 Wochen, wobei die Schmerzen noch bis zu 3 Monate.